Möchtest Du verstanden werden?

Einem guten Sprecher mit deutlicher Artikulation zuzuhören ist eine feine Sache. Da schwingt gleich eine große Portion Kompetenz mit!
Worte klar und verständlich zu formulieren ist einfach. Heute zeigen wir Dir wie das geht. Du erhöhst so nach kurzer Zeit die Wirkung Deiner Botschaft. Garantiert!

 

Am Anfang war die Stimme

…Ok, nicht hundertprozentig, denn ganz zu Beginn haben sich unsere Vorfahren noch mit Gesten und Gebärden verständig. Aber dann kam die Stimme ins Spiel! Vermutlich war es der Homo Erectus, der begann sich durch eine primitive Lautsprache zu verständigen. Das ist nun ca. 1,5 Millionen Jahre her und seitdem hat sich viel getan. Der Mensch entwickelte neue Fähigkeiten, seine Lebenswelt wurde komplexer und damit einhergehend entstand auch die Notwendigkeit, sich vielfältiger auszudrücken. So entwickelte sich aus der menschlichen Stimme, die zunächst nur verschiedene rudimentäre Laute bilden konnte, die Sprechstimme, wie wir sie heute benützen.

Was macht eine Stimme zur Sprechstimme?

Die Stimme wird erst dadurch zur Sprechstimme, dass sie verschieden Silben, Worte und Sätze artikuliert.

Eine Herausforderung für unsere Sprechwerkzeuge (Zunge, Kiefer, Gaumen, Lippen). Gerade Dozenten, die komplexe Fachvorträge halten, haben artikulatorisch enorm viel zu tun, denn Fachbegriffe und komplizierte Zusammenhänge kommen oft in ebenso komplexen Wort- und Satzkonstruktionen daher. Wer diese klar und deutlich artikulieren kann ist eindeutig im Vorteil. Schließlich geht es darum die Zuhörer mitzunehmen und nicht in Gefahr zu laufen, dass diese – erschlagen von einem undeutlichen Kauderwelsch – mit der Zeit geistig abschalten.

Die gute Nachricht: Eine deutliche Aussprache lässt sich mit wenig Aufwand trainieren und macht zudem Spaß.

Bevor wir in Praxis gehen, hier noch ein paar Hintergrundinformationen, die helfen zu verstehen, was für eine deutliche Aussprache wichtig ist. Lassen wir uns noch einmal auf der Zunge zergehen, was unsere Stimme zur Sprechstimme macht: Die Stimme wird erst dadurch zur Sprechstimme, dass sie verschieden Silben, Worte und Sätze artikuliert.

Woraus aber bestehen diese Silben, Worte und Sätze, die aus Lauten Sprache machen?

Vokale und Konsonanten

Unsere Sprache besteht aus Vokalen und Konsonanten.

Vokale

Das entscheidende Merkmal, das alle Vokale auszeichnet, ist ihre Stimmhaftigkeit. D.h. Vokale können nur in Kombination mit Stimmklang gebildet werden. Dabei unterscheiden sich die Vokale durch eine unterschiedliche Art und Größe der Mundöffnung, der Lippenstellung und der Bewegung des Zungenrückens.

Wichtig für ihre korrekte Bildung dabei ist ein lockerer Kontakt der Zungenspitze mit den unteren Schneidezähnen. So wird eine unnatürliche Verdunklung der Aussprache verhindert. Gerade manche Dialekte verlagern die gesamte Artikulation nach hinten, wodurch im schlimmsten Fall ein „Knödeln“ entstehen kann. „Vorn sprechen“ heißt daher die Devise für eine saubere Aussprache.

Obwohl wir oft den ganzen Tag Sprechen, nehmen wir unsere Stimme und ihre Stimmfarbe dabei meist nicht bewusst wahr. Wenn wir dann in einer Situation sind, in der wir lauter sprechen (z.B. beim Sprechen vor einer Gruppe), sind wir irritiert, weil wir es nicht gewohnt sind unsere Stimme zu hören.

Ein Weg, die eigene Stimme lieben zu lernen liegt also schlichtweg darin, sich mit ihrem Stimmklang vertraut zu machen. Das heißt im Klartext: laut (!) Sprechen und Hinhören. Wichtig dabei: das Hinhören!

Gewöhne Dich langsam an den Klang Deiner Stimme, indem Du sie einfach bewusster wahrnimmst! Sei dabei neugierig und offen und versuche nicht gleich zu bewerten, was ein „schöner Stimmklang“ ist und was nicht.

Konsonanten

Im Gegensatz zu den Vokalen, entstehen die Konsonanten dadurch, dass der Atemstrom Hindernisse in Form von Hemmschwellen, Verengungen oder gar Verschlüsse, die unsere Artikulationswerkzeuge bilden, überwinden muss.  Die unterschiedlichen charakteristischen Laute bzw. Geräusche, die zu den verschiedenen Konsonanten gehören, entstehen auch hier durch die Formung der Lippen, der Kieferöffnung, sowie der Bewegung der Zunge und des Gaumens.

Artikulationsort, Organ, Art der Artikulation

 

Wie viele unterschiedliche Möglichkeiten zur Lautbildung es gibt, wird klar, wenn man diese noch weiter unterteilt und ordnet. So können Laute unterschieden werden nach ihrem Artikulationsort, nach dem ausführenden Organ oder nach der Artikulationsart:

Artikulationsort

Als unterschiedliche Artikulationsorte gelten:

  • Lippengebiet. Hier entstehen „Lippenlaute“ (p) und Lippen-Zahnlaute (f)

  • Vorderzungengebiet. Hier bilden wir „Zahnlaute“ (t),
    Zahndammlaute (n) Laute am harten Gaumen (sch)

  • Hinterzungengebiet. Dort werden „Laute am weichen
    Gaumen“ (k), Zäpfchenlaute (r) und Rachenlaute (ach-Laut) gebildet.

artikulierendes Organ:

Artikulierende Organe sind Lippen; vordere, mittlere und hintere Zunge.

Art der Artikulation

Hier unterscheiden wir in Öffnung, Enge, Verschluss, stimmhaft, stimmlos.

Du siehst: Deine Artikulationsorgane haben ziemlich viel zu tun – bereits, wenn Du einen einfachen Satz artikulierst. Damit dies möglichst elegant, deutlich und ohne Anstrengung deinerseits funktioniert, solltet Du Deine Sprechwerkzeuge in Schwung bringen und trainieren. Deine Zuhörer werden es Dir danken!

Da undeutliche Aussprache meist mit Trägheit der Artikulationsorgane zusammenhängt, kann kurzfristig übertrieben deutliches Sprechen die Aussprache unmittelbar verbessern

 

Genau an diesem Punkt setzt die Übung aus dem heutigen Video an. Hier geht es darum, die Konsonanten einmal mehr als überdeutlich zu artikulieren. Warum die Konsonanten? Konsonanten sind für die Textverständlichkeit wichtiger als Vokale. Glaubst Du nicht? Dann mach folgendes Experiment: Sprich einen Text und lasse dabei zunächst alle Konsonanten weg (artikuliere also nur die Vokale) und dann sprich denselben Text noch einmal und lasse alle Vokale (artikuliere nur die Konsonanten) weg. Welche Variante versteht man besser? 

Dieses „Experiment“ kann nun auch zum gezielten Training genutzt werden (so wie im Video beschrieben). Was passiert ist eine Aktivierung der gesamten Sprechwerkzeuge und eine damit einhergehende Schärfung der Konsonanten. Beides führt unmittelbar und sofort hörbar zu einer deutlicheren Aussprache. Probiere es am besten gleich aus – und lies dann den Blogartikel weiter!

 

War die Übung schwierig für Dich? Lass Dich nicht entmutigen! „Stimmlos sprechen“ ist in der Tat zunächst etwas gewöhnungsbedürftig 😉 Deswegen möchte ich Dir im Anschluss noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben, wie Du Deine Sprechwerkzeuge zusätzlich – und diesmal ganz einfach – in Schwung bringen kannst. Alle nun folgenden „Übungen“ eignen sich sowohl als Vorbereitung für das „stimmlose Sprechen“ wie im Video gezeigt, wie auch als eigenständige Übungen, die Du zwischendurch oder auch unmittelbar vor einer Sprechsituation machen kannst.

Diese Liste ist eine lockere Sammlung. Suche Dir einfach die Übungen heraus, die Dir am meisten Spaß machen. Fühle Dich frei, sowohl in der Auswahl als auch in der Reihenfolge!

Lockern der Artikulationsorgane

  • Massiere Deine Kiefermuskeln in kreisenden Bewegungen und streiche sie sanft aus.

  • Erforsche mit der Zunge Deinen Mundraum: Zähle z.B. mit der Zunge die Zähne und/oder lass die Zunge in den Wangen kreisen.

     

  • Kaue genüsslich mit großen Kaubewegungen und töne dabei mit einem Lockeren Summton.

     

  • Öffne und schließe schnell und locker den Unterkiefer mit folgenden Silben: Jajajajaja, sasasasa, babababa, dadadada, lalalalala, nananana etc.

     

  • Wiederhole schnell und locker die Konsonantenfolge p – t – k  in ihrer Lautsprache  (also nicht (!) Pe, Te, Ka).

     

  • Lass den Kopf nach vorne hängen und schüttle ihn sanft. Lippen und Wangen sind dabei völlig entspannt, so dass sie durch das Schütteln zusätzlich gelockert werden (flatternde Bewegung)

  • Lass Deine Zungenspitze möglichst schnell an der entspannten Oberlippe (bei leichtgeöffnetem Mund) seitlich hin und her gleiten. Gib dabei einen, nach unten gleitenden, Ton ab. Es können auch gerne Silben wie „blom, blam, blum“ artikuliert werden.
  • Lerne Zungenbrecher für Konsonanten auswendig (z.B. „Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz“) und spreche diese so schnell wie möglich aus.

Um Dir das Üben etwas zu verschönern, haben wir diesmal etwas ganz Besonderes für Dich: eine Audio-Datei mit den oben vorgestellten Übungen und 2 Texten, die sich gut zum stimmlosen Sprechen eignen.
Damit kannst Du bequem „nebenher“ (z.B. bei der Hausarbeit) mit mir gemeinsam üben. Leichter lässt sich Stimmtraining nicht in den Alltag integrieren.

Melde Dich am besten gleich in unserem kostenlosen Mitgliederbereich an, um zu diesem Audio und noch anderen Übungsmaterialien kostenfreien Zugang zu bekommen.
Wir freuen uns auf Dich!

Autorin: Angela Hack